Trauer um den Firmengründer

Sonthofen/Oberstdorf

 

 

Erfolgreicher Unternehmer und einfühlsamer Chef

 

Unternehmer Dr. Günther Kast ist tot. Er starb wenige Tage nach seinem 93. Geburtstag in Oberstdorf. Er ist vielen als erfolgreicher Firmengründer in Sonthofen bekannt. Freunde würdigen seine besonnene, liebenswerte und umsichtige Art sowie den feinen Humor. In der Belegschaft ist von einer einfühlsamen, fürsorglichen Persönlichkeit die Rede.

 

Dr. Günther Kast, der aus einer Thalkirchdorfer Unternehmerfamilie stammt und im Konstanzer Tal seine Jugend verbrachte, hatte einen beachtlichen Werdegang und beruflichen Erfolg. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium Kempten (1950) absolvierte er erst einen Viehhaltungs- und Melkkurs am Spitalhof, dann eine Molkereilehre bei den Edelweiß-Milchwerken Hoefelmayr in Kempten. Danach studierte er in München Betriebswirtschaft; anschließend wechselte der Diplom-Kaufmann an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Uni Graz, wo er 1959 promovierte.

 

Im Anschluss daran suchte er eine geeignete Beteiligung oder Firmenübernahme, um sich selbstständig zu machen. Erst eröffnete er ein Immobilienbüro, ehe er 1961 die Firma Adolf Lachmund übernahm und bald auf die Produktion von Buchbindematerialien umstellte. Bereits 1966 siedelte er den Betrieb in der Nähe der Brüchle-Kreuzung in Sonthofen an, wo sich noch heute die Firma Dr. Günther Kast befindet. Immer wieder verstand es der Unternehmer, sich an wandelnde Herausforderungen anzupassen, Chancen zu erkennen und neue Produkte wie Glasfasergewebe (etwa für die Putzarmierung im Bau) ins Sortiment aufzunehmen.

 

Dank großer Weitsicht entwickelte sich der anfängliche Kleinbetrieb mit einer Handvoll Beschäftigter zu einem erfolgreichen mittelständischen Familienunternehmen mit hunderten Beschäftigten. Er ist als Spezialist für technische Textilien und Erzeugnisse aus Spezialfasern weltweit in rund 80 Ländern tätig.

 

Die Unternehmensgruppe wuchs auch durch Zukäufe wie etwa die Übernahme eines Lieferanten in Ungarn (1995) oder der Papyrolinfabrik Wassermann in Kempten (2007). Die Geschäfte führt längst der 1994 ins Unternehmen eingetretene Sohn Christoph Kast.

 

Günther Kast engagierte sich neben seinem beruflichen Lebenswerk und politischem Interesse auch gesellschaftlich, etwa als Gründungsmitglied des Rotary Clubs Oberstdorf-Kleinwalsertal, dem er seit 1966 angehörte und den er zwei Jahre leitete. Sogar 64 Jahre war er Mitglied des Freundschaftsbundes der Schlaraffia Imma Algoviae in Immenstadt.

 

2005 mussten Kast und seine Frau Isa einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als ihr gemeinsamer Sohn bei einem Unfall ums Leben kam. Aus erster Ehe hinterlässt der 93-Jährige drei Kinder und drei Enkel.

 

 

Textquelle: Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuer Zeitung